Sonntag, 13. Dezember 2015

Das Münchner Modell

Wie versprochen möchte ich hier das Münchner Modell zur Eingewöhnung vorstellen.
Im Vergleich zum Berliner Modell sieht es eine längere Begleitung durch die Eltern vor (Begründung siehe letzter Beitrag).
Frühestens nach 6 Tagen findet ein erster Trennungsversuch statt. Dieser dauert ca. 30 Minuten, damit das Kind die Gelegenheit lernt, seinen Trennungsschmerz zuzulassen und zu verarbeiten. Wenn es sich nicht beruhigen lässt, bleiben die Eltern danach noch für einige weitere Tage dabei, damit das Kind mehr Sicherheit und Vertrauen aufbauen kann. Wenn die Trennung gut funktioniert, werden die Zeiten ohne Eltern gesteigert.
Außerdem wird von Anfang an die gesamte Gruppe bzw. Einrichtung stärker einbezogen als beim Berliner Modell: Die Kinder lernen, gestärkt durch die längere Begleitung der Eltern, von Anfang an alle Abläufe, ErzieherInnen und die anderen Kinder kennen. Sie bleiben auch, wenn möglich, bereits jeweils für den gesamten Vormittag, essen mit usw.
Das Kind wird in einer aktiven Rolle gesehen - es wird nicht eingewöhnt, sondern gewöhnt sich ein.
Außerdem werden die Eltern sehr viel mehr einbezogen als beim Berliner Modell.
Hier einmal die Hauptunterschiede in Stichpunkten:

Kurzinformation Münchner Modell 
- Gesamtdauer ca. 3-4 Wochen (vergleichbar mit Berliner Modell)
- Größere Betonung der gesamten Gruppe schon während Eingewöhnung
- Stärkere Rücksicht auf Bedürfnisse der Eltern - (Vorgespräche, Gespräche während Eingewöhnung, Telefonat an den ersten Tagen ohne Eltern, ggf. Video)
- Längere Begleitung durch Eltern, dafür oft schnellere Steigerung der Zeiten ohne Eltern möglich
- Keine Trennung in den ersten 6 Tagen, danach ja nachdem, wie gut sich das Kind im Spiel bereits von der Muttter löst (einzelne Anzeichen siehe unten)
- Vor erster Trennung: Erste 4-5 Tage Eltern noch stark involviert, danach langsamer Rollenwechsel: Spielen, Wickeln, Füttern, etc. durch Fachkraft
Anzeichen für angemessenen Zeitpunkt für Trennung:
Kind erkundet entspannt und fröhlich die Gegend, ohne ständig nach Elternteil Ausschau zu halten

Kind kommuniziert mit Erzieherin/Tagesmutter/anderen Kindern 
Kind reagiert positiv auf die Fachkraft
Kind wendet sich nicht nur an den Elternteil, wenn es Unterstützung braucht
lässt sich von ihr füttern/wickeln, beteiligt sich aktiv daran (nicht passiv, „eingefroren“)
spielt mit gewisser Ausdauer, kein ständiges, nervöses Wechseln der Aktivität