Mittwoch, 27. Mai 2015

Sanftes Schlaftraining, Teil 2: Tweedle-Methode

Auch diese Methode gehört zu den sanfteren Schlaftrainings und kann schon bei Babys in den ersten Lebenswochen angewandt werden.
Wie sonst auch, soll sehr genau auf Müdigkeitsanzeichen wie Augen reiben, am Ohr berühren, Quengeln, starrer Blick, Gähnen, etc. geachtet werden. Dann schnell reagieren - das Baby bettfertig machen und im abgedunkelten Raum ins Bett legen. Dann einen immer gleichen Satz sagen, z.B. "So müde bist du, nun wirst du gut schlafen." Dann geht man raus. Wenn das Baby weint, geht man nach 20-30 Sekunden zurück und beginnt mit einer Beruhigungsmethode, z.B. auf die Seite drehen und am Rücken streicheln. Dabei bleibt man 5 min und wechselt, wenn nötig, dann zu einer anderen Methode, z.B. Hand auf den Bauch legen/Schlaflied singen/Kopf streicheln o.ä. Pro Versuch soll man höchstens 3 verschiedene Methoden je 5 Minuten ausprobieren und dann weider rausgehen. Wenn das Baby noch immer schreit, geht man nach 20-30 Sekunden wieder herein, versucht erneut, es zu beruhigen. Wenn das Baby aber nach 20 min immer noch nicht zur Ruhe gekommen ist, nimmt man es heraus und nimmt es ein wenig auf den Arm/macht eine Massage o.ä. Wenn es dann wieder müde ist, beginnt man das Vorgehen erneut.
Aus verhaltenspsychologischer Sicht frage ich mich, ob man älteren Babys nicht damit signaliert, dass sie nur lange genug schreien müssen, um aus dem Bett genommen zu werden. Daher bin ich von dieser Methode nicht vollständig überzeugt.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Sanftes Schlaftraining, Teil 1


In meinem letzten Post habe ich die beiden bekanntesten Positionen zum Thema "Babys und Schlafen" vorgestellt. Geschlossen habe ich mit dem Hinweis, dass es durchaus auch Methoden gibt, die zwischen diesen beiden Polen liegen.
Eine ist z.B. die, welche im Englischen als "camping out" bezeichnet wird: Ein Elternteil macht es sich mit Sessel oder Matraze im Zimmer seines Kindes bequem - anfangs direkt neben dem Kinderbett. Dabei soll das Kind lernen, mit möglichst wenig Hilfe (je nach Kind und Ausmaß der Schlafprobleme) in seinem Bett einzuschlafen, wird aber nicht mit möglichen Trennungsängsten durch das Herausgehen des Elternteils konfrontiert. Wie viel oder wenig Hilfe es beim Einschlafen bekommt, kann sehr unterschiedlich sein. Bei der Variante "extinction with parental presence" ignoriert das Elternteil das Schreien des Kindes und täuscht vor, zu schlafen. Wenn es sehr dunkel ist, kann Mama oder Papa mal husten oder andere Geräusche machen, um zu zeigen: "Ich bin da.", soll aber sonst nicht intervenieren. Das kann für das Kind sehr irritierend sein - Mama oder Papa ist da, hört mich weinen und "hilft" mir aber nicht. M.E. sollte man dieses Vorgehen, wenn überhaupt, nur bei älteren Babys oder besser Kleinkindern anwenden, die es verstehen, wenn man ihnen vorher erklärt, was passieren wird und warum.
Andere, sanftere Varianten erlauben durchaus Singen, leises Sprechen oder auch Streicheln/Hand halten, wobei nach und nach versucht werden sollte, die Hilfen zu reduzieren.
Auf diese Weise soll das Kind lernen, dass sein eigenes Bett ein sicherer Ort ist und, dass es nicht direkt schreien muss, wenn es nachts aufwacht, weil es sich selbst beruhigen und wieder in den Schlaf finden kann. Gleichzeitig wird verhindert, dass mögliche Trennungsängste großen Stress auslösen.
Gleichwohl kann auch diese Methode mit viel Geschrei einhergehen - meine Tochter hat z.B. am ersten Abend eine Stunde lang ziemlich hysterisch geschrien und sich sogar im Bett hingestellt. Schließlich ist sie mit Schnuller im Mund und meiner Hand auf ihrem Kopf eingeschlafen. Doch seitdem ich ein paar Tage so vorgehe, hat sie zumindest abends riesige Fortschritte gemacht: Schon am zweiten Abend schrie sie nur noch 5-10 min. Zwischendurch war es mal wieder schwieriger, sie zum Einschlafen zu bringen, aber seit dem 1. Abend schläft sie endlich mal 2-3 Stunden am Stück (ca. von 19:00-21:00 oder 22:00), sodass wir immerhin abends mal durchatmen können! Auch tagsüber sind ihre Nickerchen jetzt öfter mal 1,5 h lang statt nur 45 min. Und in einer Nacht (ca. 1 oder 1,5 Wochen nach Beginn des "Trainings") hat sie zum ersten Mal "durchgeschlafen": von 19:00-2:00, dann einmal Stillen, zurück ins Bett legen (1 min meckern, kurz streicheln, alles gut) und dann bis 6:45. Das war bisher leider einmalig, aber wir hoffen, dass es weiter bergauf geht und sehen ja bereits deutliche Fortschritte.
Was hilft: Besonders anfangs das Baby sehr schläfrig hinlegen, nicht noch ganz wach, wie es oft empfohlen wird. Zumindest meine Tochter braucht viel Körpernähe, um abzuschalten und sie merkt das Ablegen auch, wenn sie die Augen bereits ein paar Minuten geschlossen hatte.
Ein weiterer Tipp: Dem Elternteil, der sich auf die Matraze legt, kann ein Hörbuch als Ablenkung helfen.
Unserer Tochter hilft außerdem ein Kuscheltier, neben das ich sie lege.
Was ich mich anfangs fragte: Wie konsequent wird das Training durchgezogen? Abends, nachts, tagsüber oder erstmal nur abends? Wir haben abends und tagsüber begonnen uns uns nachts erstmal weiter zu ihr gelegt - Fortschritte machte sie trotzdem. Nach ein paar Tagen versuchten wir, sie auch nachts wieder in ihr Bett zu legen - wenn sie aber zu sehr protestierte, nahmen wir sie zu uns. Nach ein paar Tagen klappte es aber und heute zum ersten Mal richtig gut. Da muss man also individuell schauen.
Empfehlenswert ist das Buch "Schlafen statt Schreien" von Elizabeth Pantley. Darin wird eine ähnliche Vorgehensweise berichtet und es gibt weitere Tipps z.B. zur Einführung eines Kuscheltiers, Entwöhnung vom nächtlichen Stillen, usw.
Im nächsten Post möchte ich über eine weitere Methode berichten, die sich zwischen "einfach abwarten" und "kontrolliertes Schreienlassen" bewegt und besonders für kleine Babys geeignet ist.
Ich freue mich über Kommentare oder Fragen!

Freitag, 8. Mai 2015

Der Grabenkampf um den Babyschlaf

Unter Eltern gibt es viele kontroverse Themen. Eines davon ist definitiv das Thema "Babys und Schlafen". Da gibt es die eine Eltern-Fraktion, die das Recht des Kindes und der Eltern  auf Schlaf betont und dem Kind z.B. mithilfe des Buches "Jedes Kind kann schlafen lernen" das Schlafen "beibringt", indem das Kind für bestimmte Zeitintervalle allein schreien gelassen wird. Nach dieser Zeit (zwischen 3 und 20 Minuten) wird es kurz getröstet, dann aber wieder allein gelassen.
Eigentlich wurde dieses Verfahren für Kinder ab 12 Monaten entwickelt und wird oft auch erst ab diesem Alter empfohlen. Dennoch wenden es viele, auch aufgrund des genannten Buches, schon ab 6 Monaten an.
Dieses Vorgehen wird inzwischen von vielen Seiten scharf kritisiert - es schade der Bindung des Kindes, seinem Urvertrauen und könne psychische Schäden verursachen.
Das durch Studien zu belegen nicht möglich, da immer auch andere Faktoren für psychische Störungen verantwortlich gewesen sein könnten.
Was aber auch ohne solche Studien klar ist
- Kleine Babys haben noch keine Objektpermanenz. Das heißt, wenn Papa den Raum verlässt, wissen sie nicht, dass er noch hinter der Tür oder im Wohnzimmer ist. Für sie ist er einfach "weg", was große Ängste auslösen kann. Wann genau sich diese Fähigkeit entwickelt, ist noch unklar, vermutlich irgendwann zwischen 4 und 8 Monaten.
- Auch Babys kennen Trennungsängste
- Die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen, entwickelt sich erst langsam
- Schreien bedeutet für Babys viel Stress
- Wenn Papa 5 min weg ist, dann wieder hereinkommt, 1 min tröstet, dann wieder verschwindet, nach 10 min wiederkommt usw., ist das für das schreiende Baby ein großes Wechselbad der Gefühle. Papa geht raus: Panik, Schreien! Papa ist weg: Noch mehr Panik, Angst, Wut, Schreien. Papa kommt wieder: Erleichterung, Hoffnung auf Trost und Beistand. Papa geht wieder weg: Wieder Panik ... usw.
Einige Autoren empfehlen deshalb sogar, doch lieber ganz draußen zu bleiben ("extinction"). Das kann aber bedeuten, das Baby stundenlang allein schreien zu lassen, wovon auch die Autorin des umstrittenen Buches "Jedes Kind kann schlafen lernen" deutlich ablehnt. Das Baby wird dann nämlich völlig allein gelassen und erfährt nicht, dass sich jemand kümmert, wenn es nach Hilfe schreit.
Wir können nicht wissen, ob ein zeitlich begrenztes Schreienlassen bei Babys anhaltende Schäden verursacht. Vermutlich ist das auch gar nicht so allgemeingültig zu beantworten. Die Resilienzforschung zeigt z.B., dass einige Kinder deutlich besser mit Stress oder beängstigenden Situationen umgehen können als andere. Welche Kinder zu welcher Gruppe gehören, ist oft, gerade in diesem Alter, nicht einschätzbar. Ich selbst kenne einige Kinder, deren Eltern so vorgegangen sind und mein Eindruck ist sehr unterschiedlich: Ein Teil der Kinder wirkt tatsächlich unausgeglichen und sehr schüchtern, wofür aber natürlich auch 1000 andere Faktoren verantortlich sein können. Und andere wirken fröhlich und zufrieden und machen erstmal nicht den Eindruck, als habe ihnen das begrenzte Schreienlassen geschadet.
Nicht zu leugnen ist aber, dass die Methode definitiv nicht "sanft" ist und für das Baby viel Stress bedeutet. Das Risiko, dass es unter größeren Verlassensängsten leidet, ist definitiv vorhanden. Und das ist zumindest Grund genug, nach besseren, sanfteren Methoden zu suchen.
Die andere Fraktion beim Streit zum Thema "Schlafen" ist sehr bedürfnisorientiert und betont das Bedürfnis des Babys nach Schutz und Nähe einer Bezugsperson. Das Familienbett wird praktiziert und Babys müssen gar nicht lernen, allein zu schlafen. Evolutionsbiologisch ist es auch nachvollziehbar zu begründen, dass Babys nicht gern allein schlafen - denn in der freien Wildbahn wären sie allein völlig schutzlos.
Was mich aber an dieser Sichtweise stört, ist, dass oft behauptet wird, das gemeinsame Schlafen löse alle Probleme. Baby im Bett, alle können schlafen, alles prima. Doch leider ist eben das nicht der Fall. Gerade diese Eltern berichten oft, dass ihre Babys alle 1-2 Stunden aufwachen und gestillt/getragen oder anderweitig beruhigt werden müssen. Das sei eben so, wird dann oft behauptet und da sehe ich eine gefährliche Tendenz zur Selbstausbeutung. Klar gibt es solche Phasen, aber so etwas über 1-2 Jahre durchzuziehen ist definitiv nicht gesund - Schlaf ist ein Grundbedürfnis! 
Ich habe mich oft hin- und hergerissen gefühlt zwischen diesen beiden Extremen. Ich möchte meinen Kindern alle Liebe und Zuwendung geben, die sich brauchen und ihnen keinesfalls unnötige Ängste zumuten. Andererseits ist mein Großer, bis er 2,5 J. alt war, in den meisten Nächsten alle 1,5 Stunden aufgewacht und hat geschrien - trotz Familienbett und viel Zuwendung. Auch meine Kleine ist eine schlechte Schläferin - und obwohl ich "die Lösung" bisher nicht gefunden habe, weiß ich, dass ich so eine Zeit wie bei meinem Sohn nicht noch einmal erleben will.
 Doch offenbar gibt es auch sinnvolle Mittelwege. Davon möchte ich im nächsten Post schreiben.